Dynamik und Monumentalität – Stilphänomene im Kirchenbau des Reformstils und der Schweizer Architekt Adolf Gaudy

Dynamik und Monumentalität – Stilphänomene im Kirchenbau des Reformstils und der Schweizer Architekt Adolf Gaudy
Der Schweizer Sakralbau hat im 1. Viertel des 20. Jh., in der Zeit der Reformarchitektur, stilistisch vielfältige und eigenwillige Schöpfungen hervorgebracht. Eine Gesamtschau auf die Kirchenbauten dieser Epoche steht noch aus. Die Dissertation untersucht Theorien, Einflüsse und Entwicklungen der Formenmorphologie anhand von gebauten Objekten und unrealisierten Plänen. Im Zentrum stehen die Architekten Adolf Gaudy, Pfleghard & Haefeli sowie Curjel & Moser.

Dissertationsprojekt von Matthias Walter. Referent: Prof. Dr. Ákos Moravánszky, ETH Zürich Die Dissertation gliedert sich in zwei Teile: 1. Stilphänomene des Reformstils im Schweizer Kirchenbau 2. Der Architekt Adolf Gaudy im Spiegel seiner Zeit Der erste Teil versucht, im turbulenten Stilchaos der Epoche der Reformstile Klassifikationen und Ordnungen zu schaffen, wobei er in Architektur und insbesondere Kirchenbau untenstehende Strömungen sowie deren Theorien hinterfragt, die sich vom kopierenden Historismus abgrenzen und so eine neue Auffassung der Architektur konstituieren: Malerischer Stil, Monumentalität, Jugendstil, Heimatstil, Klassizismen sowie Dynamik und frühe Expressionismen. Um Inkunabeln, Wurzeln oder Höhepunkte dieser Aspekte und Strömungen zu thematisieren, soll der Blick auch über die Schweizer Landesgrenzen hinaus gerichtet und die entsprechende Beeinflussung untersucht werden. Dabei geht es primär um die Frage, was den Reformstil gegenüber dem überwundenen Späthistorismus auszeichnet, inwiefern der Terminus als vereinigender Begriff der parallel verlaufenden Stilströmungen geeignet ist und inwiefern neben seiner retrospektiven Chiffre bereits Vorboten des Neuen Bauens impliziert sind. Der zweite Teil soll den Architekten Adolf Gaudy und sein Werk in den erläuterten Kontext eingliedern und auf kritischer Basis seine Leistungen würdigen. Dabei wird offenkundig werden, dass sich der Architekt mit beachtenswerten Schöpfungen hervorgetan hat, dabei allerdings nie in einer avantgardistischen Kopfgruppe bewegte und dennoch dank den näher zu untersuchenden Gutachten des Einsiedler Paters und Kunsthistorikers Albert Kuhn zu manchen Aufträgen gelangte, weil seine Werke zumindest aus der Sicht des anerkannten Benediktinerpaters zu priorisieren waren. In der Hoffnung, hier auch spannungsreiche Diskurse aufzudecken, soll dieses Kapitel wie auch Gaudys Renovationstätigkeit als eingreifender Architekt kritisch betrachtet werden. Dasselbe gilt für die Untersuchung von Gaudys publizistischer Tätigkeit, mit der er sich als Kenner der Schweizerischen Architekturlandschaft ausgewiesen hat; dabei bleibt zu untersuchen, inwiefern diese Kenntnis in die zur Landschaft stets äusserst gut adaptierten eigenen Kirchenbauten eingeflossen ist.