Bauen und Erhalten in al-Andalus

Bauen und Erhalten in al-Andalus
Ausgehend von den Hauptwerken spanisch-islamischer Architektur aus dem 8. bis 15. Jahrhundert soll ihre Bauweise und Erhaltungsgeschichte rekonstruiert werden. Fragen nach bautechnologischen Abhängigkeiten und Übernahmen stehen dabei genauso im Vordergrund wie die Beurteilung der nachislamischen Eingriffe und die kritische Beleuchtung der Denkmalpflegestrategien des 19. und 20. Jahrhunderts.

Habilitation Universität Bern, SNF-Stipendium 2006-2008, Studienort Madrid

Im Zentrum des Habilitationsprojektes "Bauen und Erhalten in al-Andalus", das sich mit Fragen der Bautechnologie und Denkmalpflege beschäftigt, stehen sechs Bauten bzw. Baukomplexe, die zu den Hauptwerken spanisch-islamischer Architektur zählen und die wichtigsten Etappen islamischer Präsenz auf der iberischen Halbinsel dokumentieren: die Grosse Moschee von Córdoba und die Residenzstadt Madinat az-Zahra aus der Glanzzeit des westomaijadischen Kalifats, die 999/1000 entstandene Moschee am Bab al-Mardum in Toledo, die taifazeitliche Aljafería von Zaragoza, die Grosse Moschee von Sevilla aus almohadischer Zeit und die nasridische Alhambra von Granada.
Wie wurden die Moscheen und Palastanlagen, die heute nicht nur die Fachleute in ihren Bann ziehen gebaut? Wie entstanden die Cordobeser Mosaiken, wie die kleinteiligen Muqarnasgewölbe in der Alhambra? Welche Materialen wurden verwendet und wie wurden sie bearbeitet? Lassen sich Anleihen aus dem vorislamischen Spanien, dem byzantinischen Konstantinopel oder dem omaijadischen bzw. abbasidischen Osten belegen?
Neben diesen bautechnologischen Fragen gilt es zu untersuchen wie die Bauten den Untergang der islamischen Herrschaft überdauerten. Welche Veränderungen wurden vor dem Einsetzen der eigentlichen Denkmalpflege vorgenommen und wie stark beeinträchtigen sie den heutigen Bau? Haben wir es mit einer „Christianisierung“ der islamischen Architektur zu tun? Wie lassen sich die Denkmalpflegestrategien des 19. und 20. Jahrhunderts beurteilen? Haben wir es mit einer Konservierung der Bausubstanz oder einer Wiederherstellung längst vergangener Pracht zu tun? Und wie sieht die aktuelle Situation vor dem Hintergrund der heutigen Denkmalpflegediskussion aus?
Antworten auf diese und andere Fragen sollen durch das Studium der vorliegenden Forschungsliteratur, durch Bauuntersuchungen und die Zusammenarbeit mit den örtlichen Denkmalpflegeämtern erbracht werden. Ziel des Habilitationsprojektes wird es sein, die Fachwelt auf die Wichtigkeit einer fundierten Kenntnis bautechnologischer und denkmalpflegerischer Aspekte aufmerksam zu machen. Gleichzeitig werden neue Erkenntnisse im Bereich der spanisch-islamischen Architektur erwartet, die die wissenschaftliche Forschung vorantreiben sollen. Und schliesslich gilt es der praktischen Denkmalpflege ein Handbuch zur Verfügung stellen zu können, das islamische Bauverfahren/-materialen in einem Überblick präsentiert.