Was Architekten lasen und kopierten. Schweizer Architektenbibliotheken des 16. bis 19. Jahrhunderts

Titelbild: Vignette der Vitruv-Übersetzung von Perrault 1673
Der „Leser“ und der „Betrachter“ sind Figuren der neueren Forschung. In den Bibliotheken von Architekten mit ihren illustrierten Traktaten und Abbildungswerken kommen wir beiden Benutzertypen auf die Spur. Ein flüchtiger Blick auf die Schweiz mag die internationale Forschung ergänzen.

Erklärung

Der nachfolgende Text ist aus einem an der Universitätsbibliothek Bern gehaltenen Vortrag entstanden; er behält die Züge einer Causerie für ein bernisches Publikum.

In seiner Vitruvübersetzung stellte sich Claude Perrault 1673 als zweiten Vitruv vor. In der Vignette zur Widmung an Ludwig XIV. sieht man im Hintergrund zwei Bauten, die er für den König geplant und gebaut hat: die Louvrekolonnade und das Pariser Observatorium (Abb. 1).(1) In der nachfolgenden Vignette zur Widmung des lateinischen Architekturtraktats an Kaiser Augustus zeigt Vitruv auf ein Bild der von ihm erbauten und beschriebenen Basilika, also Gerichtshalle, in Fanum, heute Fano. Beide legen Wert darauf, selbst gebaut zu haben. Im Folgenden bilden die neuzeitliche Rezeption Vitruvs und der antiken Architektur den Rahmen der vorgestellten Beispiele für die Wirkung der in Büchern beschriebenen und abgebildeten Architektur auf ausgeführte Bauten.
 

Ein erstes Beispiel

Perraults Vitruvübersetzung gelangte in der Erstausgabe von 1673 in unsere Bibliothek; Niklaus Jenner, damals Landvogt zu Landshut, machte sie ihr 1694 zum Geschenk.(2) Soweit ich sehe, war Niklaus Jenner kein enger Verwandter der Stein- und Münsterwerkmeister Samuel, Abraham und Johann Jakob Jenner. Vielleicht wäre das Buch sonst an Samuel oder Abraham statt an die Bibliothek gelangt.(3)

Der Perrault-Vitruv befindet sich in unserer Bibliothek in der Gesellschaft von 19 anderen historischen Ausgaben des Vitruv; unter den Schätzen der mitgezählten Bibliotheca Bongarsiana befindet sich der drittälteste, noch bilderlose Druck dieses antiken Fachbuchs, Venedig: bei Simon Bevilacqua, 1497.(4)

Perraults Vitruvübersetzung richtet sich an Bauherrschaften und Architekten. Sie ist reich illustriert mit Bildern, die mit geringen Ausnahmen aus dem Text entwickelt sind und ihn veranschaulichen. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob sie kopiert oder als Anregung benutzt worden sind. Ich meine ja.

Jahrelang wurde in Bern von verschiedenen Architekten ein Neubau des oberen Spitals beim Christoffelturm geplant, zuerst Spital und Spitalkirche zusammen, dann als zwei getrennte Projekte, die heutige Heiliggeistkirche und das heutige Burgerspital (Abb. 2).(5) Für die Kirche schien kein anderes Vorbild in Frage zu kommen als die damals neueste schweizerisch-reformierte Kirche, der Temple de la Fusterie in Genf (Abb. 3), als deren Vorbild wiederum der Hugenottentempel in Charanton bei Paris gilt (Abb. 4). 

Die Genfer Kirche, 1713–1715 nach Plänen des Hugenotten Jean Vennes gebaut, zeigt eine umlaufende längsachteckige Empore, zwei Säulenordnungen übereinander und Spiegelgewölbe.(6) Doch plötzlich kommt in der Projektierung der Heiliggeistkirche der Durchbruch zu etwas Neuem: Kolossalordnung und Muldengewölbe (Abb. 5). Die Bauakten, mehrmals untersucht, geben keinen Aufschluss über die Herkunft des neuen Konzepts. Es kann sich zwar um einen Rückgriff auf den Hugenottentempel in Charenton handeln.(7) Ich habe aber vor einigen Jahren vorgeschlagen, den Anstoss in einer Illustration unserer Vitruvübersetzung von 1673 zu sehen, welche die von Vitruv beschriebene, von ihm selbst geplante Basilika in Fanum zeigt (Abb. 6).(8).
 

Architektenbibliotheken in der Schweiz überhaupt

Einen im Einzelnen nachweisbaren Zusammenhang zwischen den Architektenbibliotheken und dem, was Architekten aus Büchern kopierten, findet sich selten.(9) In der Tat, die Pioniere der Forschung über Schweizer Architektenbibliotheken – für Bern Johanna Strübin Rindisbacher, für Genf Barbara Roth-Lochner und Livio Fornara, für Lausanne Dave Lüthi, für das Tessin Cecilia Hurley Griener – fanden auf diese Frage selten Antwort (siehe Anhang I). Johanna Strübin beschäftigte die Frage, wie sich der zwischen 1560 und 1590 in Basel und Bern tätige Werkmeister Daniel Heintz das „Vokabular“ der italienischen Renaissance angeeignet haben konnte; sie stiess dabei in unserer Bibliothek auf eine Sammlung von Fachbüchern, die wahrscheinlich durch drei Generationen der von Heintz begründeten Werkmeisterfamilie zusammengekommen ist; aber die Vorbilder fand sie nicht.(10) 

Was wissen wir überhaupt über alte Architektenbibliotheken? 

In der Stadt Bern laden zwei Bibliotheken zum Studium alter Architekturtraktate ein: die von Kunstmuseum und Institut für Kunstgeschichte gemeinsam geführte Bibliothek an der Hodlerstrasse, die für unsere Fragestellung wenig hergibt,(11) und die von der Universität geführte Zentralbibliothek an der Münstergasse; diese verwaltet auch Bestände, die im Eigentum der Burgergemeinde geblieben sind. 

Auch in den traditionsreichen Schweizer Bibliotheken ist es nur selten möglich, die Herkunft einzelner Werke und Bestände auf Architektenbibliotheken zurückzuführen. Am ergiebigsten sind die Verzeichnisse von Geschenken und Legaten. Die beim Ableben eines Architekten aufgenommenen Inventare geben oft nur Anzahl und Wert der gesammelten Bücher an, jedoch nicht die einzelnen Titel. Die ergiebigen Konkursinventare des 18. Jahrhunderts wurden m. W. bisher nur in Bern und Genf untersucht. In der Regel wurden Architektenbibliotheken zerstreut. Ein Glücksfall, wenn sich der Besitzer durch Stempel, Exlibris oder Namenszug auf dem Vorsatzblatt oder auf dem Titelblatt eingetragen hat (Abb. 7). 

Über die Verwendung ist damit nichts gesagt. Unterstreichungen und Randglossen finden sich kaum, und auch Tintenflecke oder Zirkellöcher in den Bildtafeln, die auf das Kopieren deuten, sind selten. Ein Beispiel: Der Cours d’architecture den François Blondel, 1675, 1683 (Juni) und 1683 (September) in drei Lieferungen veröffentlicht hat, kam aus dem Besitz des Abraham Dünz II in die hiesige Zentralbibliothek.(12) Dünz hat vorne sorgfältig seinen Namen, sein damaliges Amt als Werkmeister des Steinwerks, sein Wappen und das Datum der Schenkung an die Bibliothek, 1696, eingetragen.(13) Grössere Gebrauchsspuren finden wir nicht.(14) Für die Baupraxis taugte das Werk wenig. Am ehesten waren die Tafeln zu den Säulenordnungen zu gebrauchen (Abb. 8). In Band I, Tafeln XI–XIII, des umfangreichen Werks wird erklärt, wie man die Schnecke eines ionischen Kapitells mit Zirkelschlägen konstruiert. Im Berner Exemplar hat hier irgendein Benutzer ein deutliches Zirkelloch hinterlassen. Die Zeichnung eines Architekturtraktats konnte mit Hilfe eines Proportionalzirkels vergrössert wiedergegeben werden.(15) Von den in der Schweiz tätigen Architekten besass Johann Caspar Bagnato erwiesenermassen ein solches Instrument und Johannes Paulus Nader wenigstens des Andreas Albrecht Anleitung zu dessen Herstellung.(16) Zum Kopieren benutzten die Architekten auch halbtransparentes Papier. 

Im Allgemeinen gelingt es recht selten, folgende drei Kriterien zusammenzubringen: 1. die Herkunft eines Buchs aus einer Architektenbibliothek, 2. seine Benutzung als Vorlage einer Zeichnung, 3. die Verwendung der Zeichnung für den Entwurf eines Bauwerks. In der Tat kommen kaum je mehr als zwei Punkte zusammen. Warum?

Den Architekten standen die Bibliotheken, Vorlagenwerke und Kopien aus diesen Vorlagenwerken zu Studienzwecken zur Verfügung (Abb. 9). Fast jeder junge Architekt des 16.–19. Jahrhunderts dürfte eine Mappe mit kopierten Vorlagenzeichnungen besessen haben. Vor allem konnte er die Säulenordnungen Toskanisch, Dorisch, Ionisch, Korinthisch und Komposit mit Säulenstuhl, Plinthe, Basis, Schaft, Kapitell, Architrav, Fries und Kranzgesims aus den Vorlagenwerken und Lehrbüchern übernehmen und sich für eine der Autoritäten entscheiden: Serlio, Vignola, Palladio oder Scamozzi. Wenn er, wie Abraham Dünz II den Cours d’architecture von François Blondel besass, fand er sie in Parallele gesetzt. 
 

Architekturbücher der Bauherrschaft

Aus den Schenkungen an unsere Bibliothek ersehen wir, dass regimentsfähige Berner Architekturbücher besassen, allerdings mit einem stärkeren Hang zur Architectura militaris als zur Architectura civilis. Dasselbe gilt erst recht von Fürsten und hohen Baubeamten. 

Eine solche Bibliothek besass Ende des 18. Jahrhunderts der Markgraf von Baden-Durlach. Wahrscheinlich befand sich in seiner Bibliothek das Lehrbuch des Charles Augustin D’Aviler, das erstmals 1691 erschienen ist. An dieses hielt sich der Architekt seines Palais in der Stadt Basel, des Markgräflichen Hofs (1698–1705) an der Hebelstrasse (Abb. 10).(17) Offenbar war dies sein ausdrücklicher Auftrag.(18) In der Verarbeitung der Vorlage passte er sein Projekt deutlich dem abgeänderten Raumprogramm an. Besonders auffällig sind die Unterschiede in Vestibül und Treppenhaus. Doch die Fassade ist schamlose Kopie.

Der Cours d’architecture von D’Aviler erfüllte viele Anforderungen, wurde mehrfach neu aufgelegt und übersetzt.(19) Das Buch war so nützlich, dass es unsere Bibliothek nie geschenkt bekam. Dasselbe gilt übrigens von dem gleichzeitig publizierten Handbuch von Pierre Bullet, L’architecture pratique.

Die ziemlich getreu von D’Aviler übernommene Vorlage für die beiden Nischenportale der Wageneinfahrten am Markgräflichen Hof (Abb. 12) findet sich auch um 1715 als Kopie im sogenannten Auer Lehrgang der Vorarlberger Architekten.(20) Neben solchen seltenen offenkundigen Kopien und Entlehnungen kennen wir die viel häufigere Motivwanderung. So finden wir rustizierte Nischenportale in Bern an der Französischen Kirche und in Basel am Wildtschen Haus.(21)

 

Genfer Architekturbibliotheken des 18. Jahrhunderts

Nach einem Hinweis von Marcel Grandjean auf die Bücherliste des Genfer Baumeisters und Architekten Jean-Louis Bovet haben Barbara Roth-Lochner und Livio Fornara 1985 die Bücherlisten in den Nachlassinventaren von drei weiteren Genfer Architekten des 17. und 18. Jahrhunderts untersucht.(22) Diese Architekten unterscheiden sich in ihren Berufsbildern, und ihre Berufsbilder spiegeln sich in ihren Bibliotheken. Davon behandle ich nur zwei, die von Vennes und Bovet. Der ältere der beiden repräsentiert den Typus des Ingenieur-Architekten, der jüngere den Typus des Baumeister-Architekten.

Jean Vennes aus Sommières im Département du Gard, 1653 oder 1654 geboren, wurde offenbar wie viele andere Hugenotten 1685 zum Glaubensflüchtling und liess sich 1697 nach unbekannten Zwischenstationen in Genf nieder; Vennes starb hier 1717 als angesehener Ingenieur-Architekt. Seine Bibliothek war nach dem Datum der Erwerbung geordnet. In unseren Überlegungen berücksichtigen wir nur seine Fachbücher.(23) Die Liste beginnt 1690 mit 19 Fachbüchern, zehnmal so viel wie im Durchschnitt der kommenden Jahre. Entweder baute sich der 36- oder 37-Jährige nach der Flucht eine neue Bibliothek auf oder er registrierte, vorläufig zur Ruhe gekommen, den damaligen Bestand.

Architekturhandbücher im engeren Sinn erwarb Vennes nur zweimal: 1694 das von Pierre Bullet, 1700 das von Charles Augustin D’Aviler, beide 1691 zum ersten Mal veröffentlicht. Die meisten Werke vermittelten die Kenntnisse eines Militär- und Zivilingenieurs, mit einem hohen Anteil an Handbüchern zur Darstellenden Geometrie und zur Praktischen Physik. Für unsere Fragestellung wichtig ist der im Jahre 1700 getätigte Kauf des sogenannten Grand Marot, einer um 1670 im Folioformat ohne Titel erschienenen Sammlung französischer Bauten, dargestellt auf den Tafeln der Architekten und Stecher Jean und Daniel Marot. In diesem Werk waren nämlich auf den Tafeln 214 und 216 Grundriss, Längsschnitt und Innenraumperspektive des Temple von Charenton abgebildet (vgl. Abb. 2).(24) Diese Hugenottenkirche, nach der Widerrufung des Toleranzedikts von Nantes im Jahre 1685 zerstört, wurde dank Jean Marots Stichen nicht nur, wie wir gesehen haben, in Genf und Bern, sondern in ganz Europa zum grossen Vorbild der von und für Hugenotten gebauten Kirchen.(25) Der Wert von Vennes Bibliothek wurde übrigens auf 460 Gulden geschätzt. 

Der Genfer Baumeister und Architekt Jean-Louis Bovet (1699–1766) erwarb seine Fachbibliothek von 58 Bänden nicht nur für sich selbst, sondern auch im Hinblick auf seinen gleichnamigen, als Architekt ausgebildeten Sohn. Als dieser vor ihm starb, vermachte er die Bücher seinem Enkel Jean-Louis Blachette, und zwar unter der Bedingung, dass dieser ebenfalls Architekt würde; andernfalls gehe die Bibliothek an die Genfer Académie. Blachette verzichtete, und so gelangten die Bücher schliesslich in die Öffentliche Universitätsbibliothek Genf. 

Wie bei Vennes, sind alle Werke auf Französisch geschrieben oder ins Französische übersetzt; dazu kommen eine dreisprachige Vignolaausgabe von 1619 und der 1725 zweisprachig publizierte Folioband von Fischer von Erlachs Entwurff einer Historischen Architectur. Erstaunlich ist der Anteil der im 17. Jahrhundert gedruckten Werke; es sind 14, meist stark illustrierte Bände, darunter Jacques Androuet du Cerceau, 1607, Antoine Le Pautre, 1652, Perraults zweite Vitruvübersetzung, 1684, oder damals noch aktuelle Werke wie das über Gewölbe von François Derand, 1643.

Wie verschaffte sich Bovet diese Werke? Kaufte er sie direkt im Pariser Buchhandel (sein Sohn arbeitete in Paris), belieferten und berieten ihn die Genfer Buchhändler oder erwarb er alte Werke – wie ich selbst vermute – bei Erbgängen und aus Konkursen? Alle Wege scheinen möglich. Jedenfalls zeigte Bovets Fachbibliothek sein umfassendes Interesse an Architektur.

 

Die Vorhalle der Kathedrale von Genf

Die Vorhalle der ehemaligen Kathedrale Saint-Pierre in Genf ist ein bekannter Fall der öffentlichen Berufung auf ein Vorbild, das Pantheon in Rom, und zwar als eine Art Empfehlung der Bauherrschaft in einem offenen Wettbewerb (Abb. 13). In unserem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Vermittlung durch Vorlagen und nach dem Vermittler oder Concepteur. Es genügt also nicht darauf hinzuweisen, dass Kirchenfassaden in Form einer Tempelfront seit Alberti postuliert wurden und nun in der Luft lagen.(27) Livio Fornara erinnerte daran, dass sich Jean-Louis Bovet der Jüngere in Rom aufgehalten hatte;(26) für Anastazja Winiger-Labuda und Véronique Palfi war der Concepteur Jean-Louis Calandrini, Professor der Mathematik, Staatsrat und ein Mann von breiter Bildung.(28) Der dreiköpfige Ausschuss der Planungskommission, dem Calandrini angehörte, fragte Jean-Louis Bovet I, ihren Baufachmann, im Januar 1749 ob man die baufälligen Westjoche von Saint-Pierre nicht durch eine Vorhalle in der Form einer übergiebelten Kolonnade ersetzen könne. Bovet erkannte – spontan oder gut vorbereitet – sogleich das Vorbild der Pantheon-Vorhalle. In den Jahren 1750 und 1751 lieferte Jean-Louis Bovet II, damals im Büro Gabriel in Paris, die Pläne für Portikus und Fassadeninnenseite. Ausgeführt wurde schliesslich ein Projekt des Turiner Hofarchitekten Benedetto Alfieri. 

Die Genfer konnten sich über die Formen und Masse des Pantheons nicht nur in den Traktaten von Serlio, Palladio und Fréart de Chambray ins Bild setzen, sondern verfügten in der Bibliothek ihrer Akademie über die viel genaueren und kotierten Aufnahmen im Folioband von Antoine Desgodetz von 1682.(29) Aber woran orientierte sich Alfieri? Sicher ist, dass er das Vorbild frei interpretierte, um den Anschluss an das Langhaus der Kathedrale und die auf der Südseite angebaute Makkabäerkapelle zu gestalten; den Stil des italienischen Spätbarocks vertrat er durch die Pilasterhäufung. 

Im Hinblick auf die Vorlagen aufschlussreich ist eine Episode in den Briefwechseln zwischen dem Steinbruchbesitzer und Steinbildhauer David Doret, dem Vertreter der Bauherrschaft Calandrini und dem Architekten Alfieri, und ebenso aufschlussreich ist in dieser Hinsicht die Ausarbeitung der Detailpläne (Abb. 14).(30) 

Um mit den Steinbrecher-, Steinmetzen- und Steinbildhauerarbeiten gegenüber den Maurerarbeiten nicht in Verzug zu kommen, händigte man dem Unternehmer David Doret zuerst ungenügende Pläne aus. Doret, mit den Säulenordnungen gut vertraut, meldete an Calandrini, bei dem die Fäden zusammenliefen, folgende Unstimmigkeiten: Nach der Zeichnung würde das Kapitell unten drei Zoll breiter als der Säulenschaft oben (an seiner schmalsten Stelle). Wenn man die Breite des Kapitells anpasse, werde es zu [relativ] hoch und weiche von der Regel ab. Und wie solle er es mit den Pilasterkapitellen halten? Da sich die Pilaster nicht verjüngten, seien sie oben 3 Zoll 10 Linien breiter als der obere Durchmesser der Säulen. Die Pilasterkapitelle würden entsprechend breiter, und wo sie sich mit den Säulenkapitellen treffen, ergebe sich ein sehr schlechter Anblick. Er, Doret, würde, wenn er zu bestimmen hätte, auch die Pilaster verjüngen.(31) Mit dieser Empfehlung hielt sich Doret an den selten befolgten Rat von Scamozzi, den er vielleicht durch Blondel kannte.(32) 

Calandrini antwortete umgehend.(33) Der Bauausschuss habe befunden, dass das Kapitell nicht ohne Grund ein wenig über den oberen Durchmesser des Säulenschafts vorstehe, denn nur der Kelch müsse dem Schaft der Säule entsprechen.(34) Die Blätter müssten alle ausserhalb von dessen Querschnitt entspringen; daraus folge für ein grosses Kapitell die von Doret genannte Breite. Übrigens stiessen die Kapitelle von Säulen und Pilastern nur in den Winkeln aneinander, es bestehe also kein Grund dafür, die Pilaster zu verjüngen.

Wir kennen das Planmaterial nicht, das Doret zur Aufforderung nach Präzisierung zwang, ebenso wenig das Planmaterial, das Calandrini bei der Antwort vorlag. Auf den ersten Blick scheint seine Behauptung, nur der Kelch der korinthischen Kapitelle müsse dem Durchmesser des Säulenschafts entsprechen, völlig ausserhalb der vitruvianischen Tradition zu liegen und Doret diese besser zu kennen. In dem damals verfügbaren gedruckten Bildmaterial gibt es jedoch ein korinthisches Kapitell, angeblich die Darstellung eines Kapitells von der Vorhalle des Pantheons, in Wirklichkeit das Kapitell von einem seiner Altäre, dessen unterster Blätterkranz über den Säulenschaft quillt; man findet es in Perraults Vitruvübersetzung von 1672/1684. Es ist für unsere Fragestellung gleichgültig, ob Perraults Zeichner ausgerechnet ein gegenüber dem Säulenschaft dicker geratenes Kapitell aufgenommen hat, oder ob sein Zeichner und sein Stecher gepfuscht haben. 

Calandrini scheint seiner Sache aber doch nicht sicher gewesen zu sein und legte die Frage dem Architekten vor. Alfieri antwortete und sandte der Antwort entsprechende Detailzeichnungen.(35) Ich übersetze aus dem Italienischen: „Gehäuft treten Schwierigkeiten auf, wo sich Kapitelle treffen, am meisten wo sich die von Säulen und Pilastern vereinigen; denn diese dulden keine Verjüngung nach oben wie die Säulen. Ich habe die Schwierigkeiten nach Möglichkeit zu verkleinern versucht, wie es die Blätter P und Q zeigen. Die Veränderung der Kapitellhöhe geschieht fast ganz in der ersten Reihe, wo die Blätter klein sind, in der Erwartung dass der Vorsprung des Schaftrings einen Teil verdeckt; diese Änderung der Höhe sehen wir an zahlreichen Denkmälern der Antike, unter anderem an der Vorhalle des Pantheons, wo sie ca. 2/38 dessen beträgt, was die Regel festsetzt.(36) So ist am Säulenschaft keinerlei Änderung nötig.“ Unter „Regel“ ist hier wohl die genaue Anweisung des Vitruv im Buch IV, Kapitel 1, zu verstehen. Sebastiano Serlio bemerkte bereits 1537, in dem als erstes gedruckten Buch IV seines Traktats, dass zahlreiche antike Kapitelle von Vitruvs Regel abwichen;(37) als erster bildete er nacheinander den gedrungenen vitruvianischen und den schlankeren Typus der Vorhalle des Pantheons ab. Perrault folgte ihm in der Gegenüberstellung, enthielt sich aber eines Kommentars zu den Proportionen dieser Kapitelle und unterschied überdies zwischen Vitruvs Akanthusblättern und den Olivenblättern der Pantheonvorhalle. 

Mit der Berufung auf antike Denkmäler vertuschte Alfieri die von Doret aufgedeckte Unstimmigkeit und korrigierte die Höhe der Kapitelle nicht nur gegenüber der Regel Vitruvs, sondern auch gegenüber dem Vorbild des Pantheons.

 

Finale: Historismus

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts erweiterte sich das Repertoire verfügbarer Architekturabbildungen explosionsartig. Nicht nur das Mittelalter rückte in den Kreis der Aufmerksamkeit, sondern auch die griechische Architektur in Grossgriechenland, in Hellas selbst und in Kleinasien. Ein Kapitelltypus des 19. Jahrhunderts mag dafür als Beispiel dienen (Abb. 15). 1834 spottete Gottfried Semper über den „Kunstjünger […], der sein Herbarium voll mit […] Durchzeichnungen aller Art“ vollklebt. Indessen gehörte das Durchpausen, dann freilich auch das Weiterentwickeln eines Grundrisses über der Pause, zu seiner eigenen Entwurfspraxis, wie Martin Fröhlich gezeigt hat.(38)

Melchior Berri, ein Jahr vor Gottfried Semper geboren, gewann 1842 den Wettbewerb für ein multifunktionales Universitätsgebäude in Basel, das jedoch vor allem als Museum dienen sollte und für die Öffentliche Kunstsammlung Oberlichtsäle enthielt.(39) Wie Leo von Klenze in München dem Museum für griechische Skulpturen und Vasen, der Glyptothek, wollte auch Berri seinem „Museion“ einen griechischen Charakter geben. Anders als die römische Architektur kannte jedoch die griechische Architektur der klassischen Zeit keine Pilaster als Gegenstücke zu den Säulen, sondern Mauerabschlüsse, „Anten“, mit eigenen Kapitellformen. 

Was tun? Wahrscheinlich bedienten sich Klenze und Berri in den Tafeln von Alois Hirts Baukunst bei den Alten, der solche Kapitelle zusammengestellt hat, und sie wählten das Kapitell eines Apollotempels der klassischer Zeit, nach Hirts Bezeichnung das des Apollotempels von Milet; denn Apollo ist der Gott der Musen.

 

Anhang I: Literatur zu Bibliotheken von in der Schweiz tätigen Architekten

Bertolini, Jean-Baptiste (1822–1883)
Lit.: Dave Lüthi, Le compas et le bistouri. Architecture de la médecine et du tourisme curatif. L’exemple vaudois (1760–1940) (Bibliothèque d’histoire de la médecine et de la santé), Lausanne 2011, S. 62–66. Quelle: Catalogue de la Bibliothèque de l’École d’Ingénieurs de l’Université de Lausanne.

Billon, Jean-Michel (1705–1778)
Lit.: Barbara Roth-Lochner; Livio Fornara, „Bibliothèques d’architectes genevois du XVIIIe siècle“, in: Hommage à Marcel Grandjean. Des pierres et des hommes. Matériaux pour une histoire de l’art monumental régional, sous la direction de Paul Bissegger et Monique Fontannaz,Lausanne: Bibliothèque historique vaudoise, 1995, S. 347–366, bes. S. 362–363. Nachlassinventar, 20 Werke, alle identifizierbar. Quelle: Archives d’État, Genève, Jur. Civ. F 765.

Bovet, Jean-Louis (1699–1766)
Lit.: Barbara Roth-Lochner; Livio Fornara, „Bibliothèques d’architectes genevois du XVIIIe siècle“, in: Hommage à Marcel Grandjean. Des pierres et des hommes. Matériaux pour une histoire de l’art monumental régional, sous la direction de Paul Bissegger et Monique Fontannaz, Lausanne: Bibliothèque historique vaudoise, 1995, S. 347–366, bes. S. 358–360. Nachlassinventar, 58 Werke, alle idenifizierbar. Quelle: Archives d’État, Genève, Notaire Jacques François Prévost.

Canonica, Luigi (1764–1844)
Lit.: Cecilia Hurley, „La biblioteca Canonica–Porta–Fraschina–Cattaneo presso l’Archivio di Stato del Canton Ticino. Un frammento di storia intelletuale dei secoli XVIII–XIX“, in: Bolletino Storico della Svizzera Italiana, N. F., Bd. CXI, Fasz. I, 2008, S. 123–192. Die Bibliothek des Architekten und der weiteren Familie im Staatsarchiv des Kantons Tessin umfasst 578 Werke; davon können 182 als Erwerbungen Canonicas angesehen werden. 

Jaquet, Jean (1754-1839)
Lit.: Carl Magnusson, La décoration intérieure à Genève au XVIIIe siècle, Diss. Universität Lausanne, 2011, ungedruckt.Im Nachlassinventar wird ein D’Aviler erwähnt.

Le Corbusier (eigentlich Charles-Édouard Jeanneret) (1887–1965)
Lit.: Paul Venable Turner, The Education of Le Corbusier. A Study oft the Development of Le Corbusier’s Thought 1900–1920 (Outstanding Dissertation in the Fine Arts), New York etc.: Garland, 1977, S. 232–238: Catalogue of Jeanneret’s Library up to 1920; S. 239–243: Chronology of Jeanneret’s Reading up to 1920. Die Bücher werden in der Fondation Le Corbusier in Paris aufbewahrt. – Weitere Bibliographie in: Medvedkova, Olga (dir.), Bibliothèques d’architecture – Architectural libraries, Paris: INHA; Alain Baudry, 2009, S. 304.

Merian, L. (tätig in Basel zwischen 1866 und 1887)
Lit.: Bettina Köhler, „Architektur ist die Kunst, gut zu bauen“. Charles Augustin D’Avilers Cours d’Architecture qui comprend les Ordres de Vignole (Studien und Texte zur Geschichte der Architekturtheorie, hrsg. von Werner Oechslin)., Zürich: gta; Berlin: Mann, 1997, S. 234: D’Aviler 1760 mit Besitzervermerk, Zürich, ETH Bibliothek, 281 Rar.

Nader, Johannes Paul (erw. 1723–1771)
Lit.: Norbert Furrer, Des Burgers Buch. Stadtberner Privatbibliotheken des 18. Jahrhundert, Zürich: Chronos, 2012, S. 90–91 (Geltstag nach Flucht 1747). 

Pâris, Pierre-Adrien (1745–1819)
Lit.: Charles Weiss, Catalogue de la bibliothèque de M. Pâris […] et de son cabinet, Besançon: Librairie de Deis, 1821. – Henry Ferreira-Lopez, „La bibliothèque réunie par Pierre-Adrien Pâris“, in: Le cabinet de Pierre-Adrien Pâris, architecte, dessinateur des Menus-Plaisirs, Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie de Besançon (Hrsg.), Paris: Hazan, 2008, S. 110–125 (moderne, auf die nachfolgende abgestimmte Analyse durch den Bibliotheksdirektor). – Pierre Pinon. „La bibliothèque de Pâris: constitution et usage“, in: Medvedkova, Olga (dir.), Bibliothèques d’architecture – Architectural libraries, Paris: INHA; Alain Baudry, 2009, S. 139–162 (moderne Analyse durch den besten Kenner des Architekten; Architektur und Archäologie sind mit ungefähr 232 Werken vertreten). 

Perregaux, Alexandre (1749–1808)
Lit.: Paul Bissegger, D’ivoire et de marbre. Alexandre et Henri Perregaux, ou l’Âge d’Or de l’architecture vaudoise, 1770–1850, Lausanne: Bibliothèque historique vaudoise, 2009, S. 551–554. Mögliche Herkunft älterer Werke im Fonds Bertolini; siehe unter Bertolini, Jean-Baptiste. 

Perregaux, Henri (1785–1850), Sohn des Alexandre
Lit.: siehe Perregaux, Alexandre, und Bertolini, Jean-Baptiste.

Plepp, Joseph (1595–1642), Enkel des Daniel Heintz (um 1530–1596) 
Lit.: Johanna Strübin Rindisbacher, „Zwischen Perspektive und Mörtelrezept. Zum Bildungshintergrund von Joseph Plepp (1595–1642), dem bernischen Werkmeister, Maler und Kartenverfasser“, in: Im Schatten des Goldenen Zeitalters. Künstler und Auftraggeber im bernischen 17. Jahrhundert, Bd. II: Essays, hrsg. von Georges Herzog, Elisabeth Ryter, Johanna Strübin Rindisbacher und dem Kunstmuseum Bern, Bern: Kunstmuseum Bern, 1995, S. 141–164, bes. S. 147–154. Ein Nachkomme, Abraham Manuel, übergab 1694 der Stadtbibliothek 13 oder 14 Werke, davon einige mit Plepps Notizen. Burgerbibliothek Bern, Donationenbuch, Mss.h.h.XII.1. Vier Werke sind vor dem Tod des Daniel Heintz erschienen, könnten also aus seiner Bibliothek stammen. 

Soubeyran, Jean-Pierre (1708–1775)
Lit.: Barbara Roth-Lochner; Livio Fornara, „Bibliothèques d’architectes genevois du XVIIIe siècle“, in: Hommage à Marcel Grandjean. Des pierres et des hommes. Matériaux pour une histoire de l’art monumental régional, sous la direction de Paul Bissegger et Monique Fontannaz, Lausanne: Bibliothèque historique vaudoise, 1995, S. 347–366, bes. S. 360–362. Nachlassinventar: Archives d’État, Genève, Jur. Civ. F 736. 40 Werke, alle identifizierbar.

Sprüngli, Niklaus (1725–1802)
Lit.: Dieter Schnell, Niklaus Sprüngli 1725–1802. Bauen für die Stadt und Republik Bern, Murten: Licorne, 1999, S. 41–42. Sprüngli stirbt verarmt, beim Ableben wenige Bücher.

Stehlin-Burckhardt, Johann Jakob (1826–1894)
Lit.: Dorothee Huber, „Ein Lusthaus für die Wissenschaft. Die Baugeschichte des Bernoullianums“, in: Dorothee Huber; Christian Simon; Willem B. Stern, Das Bernoullianum – Haus der Wissenschaften für Basel. Mit Photographien von Børje Müller (190. Neujahrsblatt, hrsg. von der Gesellschaft des Guten und Gemeinnützigen Basel), Basel: Schwabe, 2011, S. 55–75, bes. S. 70. Grosse Architekturbibliothek im Besitz der Nachkommen, ehemals Architekt Georges Weber, Basel.

Thierstein, Antoni (1609–1658)
Lit.: Johanna Strübin Rindisbacher, „Zwischen Perspektive und Mörtelrezept. Zum Bildungshintergrund von Joseph Plepp (1595–1642), dem bernischen Werkmeister, Maler und Kartenverfasser“, in: Im Schatten des Goldenen Zeitalters. Künstler und Auftraggeber im bernischen 17. Jahrhundert, Bd. II: Essays, hrsg. von Georges Herzog, Elisabeth Ryter, Johanna Strübin Rindisbacher und dem Kunstmuseum Bern, Bern: Kunstmuseum Bern, 1995, S. 141–164, bes. S. 150: 22 Bücher, „so zun Gebüwen dienlich sind“. Nachlassinventar (Geltstagrödel), Staatsarchiv Bern, B IX, 1408, Nr. 5.

Vennes, Jean (1653 oder 1654–1717)
Lit.: Barbara Roth-Lochner; Livio Fornara, „Bibliothèques d’architectes genevois du XVIIIe siècle“, in: Hommage à Marcel Grandjean. Des pierres et des hommes. Matériaux pour une histoire de l’art monumental régional, sous la direction de Paul Bissegger et Monique Fontannaz, Lausanne: Bibliothèque historiques vaudoise, 1995, S. 347–366, bes. S. 355–357. Quelle: Archives d’État, Genève, Jur. Civ. F 670, 49 identifizierbare Werke.

Viollet-le-Duc, Eugène Emmanuel (1814–1879)
Lit.: Laurent Baridon, L’imaginaire scientifique de Viollet-le-Duc (Villes, histoire, culture, société), Paris: L’Harmattan, 1996, S. 236 ff.. Bibliotheksverkauf nach dem Tod des Architekten; von Baridon nach den Angaben des Originalkatalogs ergänzt und nach Sachgruppen umorganisiert. 

Vogel, David (1744–1808)
Lit.: Hans Martin Gubler, „Der Zürcher Architekt David Vogel (1744–1808). Zu seinen Architekturstudien in Rom, 1763–1765“, in: Unsere Kunstdenkmäler. Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Jg. 25, 1974, S. 281–294.

Zeerleder, Theodor (1820–1868)
Lit.: Mathias Bäbler; Marie Therese Bätschmann, Mit Zirkel und Palette. Theodor Zeerleder (1820–1868), Berner Architekt, Zeichner, Orientreisender (Schriften der Burgerbibliothek Bern), Bern: Kommissionsverlag Stämpfli, 2006, S. 163–167. Schenkung aus dem Nachlass, rund 800 Monografien und acht Fachzeitschriften, Burgerbibliothek Bern, Verzeichnis Mss.h.h.XLIV.25. Moderner Kommentar.

 

Anhang II: Allgemeine Literatur zum Thema

Bibó, István, "A magyar építészeti szakirodalom kezdetei (Építészeti szakkönyvek Magyarországon a XVIII. században)", in: Zádor/Szabolcsi (Hrsg.) Művészet és felvilágosodás. Művészettörténeti tanulmányok, Budapest: Akadémiai Kiadó, 1979, S. 27–122. (Der Anhang enthält einen Katalog von Architekturschriften des 16. bis Mitte des 19. Jahrhunderts, mit der Angabe, welche ungarischen Bibliothekskataloge welche Editionen aufführen.) 

Medvedkova, Olga (dir.), Bibliothèques d’architecture – Architectural libraries, Paris: INHA; Alain Baudry, 2009.

Meissner, Irene, „Die Bibliothek des Architekten“, in: Die Weisheit baut sich ein Haus. Architektur und Geschichte von Bibliotheken, hrsg. von Winfried Nerdinger in Zusammenarbeit mit Werner Oechslin, Markus Eisen, Irene Meissner, Architekturmuseum der Technischen Universität München, München etc.: Prestel, 2011, S. 361–386.

Note

(1) Georg Germann, „Zu einigen von Perraults Vitruvillustrationen. Claude Perrault als neuer Vitruv“, in: Horizonte. Beiträge zu Kunst und Kunstwissenschaft. 50 Jahre Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Ostfildern-Ruit: Hathe Cantz, 2001, S. 277–282. Im grösseren Kontext: Michael Petzet, Claude Perrault und die Architektur des Sonnenkönigs. Der Louvre König Ludwigs XIV. und das Werk Claude Perraults, München; Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2000.

(2) ZB Arch I 150.

(3) Burgerbibliothek Bern, Ms.h.h.XII.1, S. 36. Niklaus Jenner,1651–1718, Landvogt zu Landshut 1687–1702, gehörte zur roten Linie, zünftig zu Mohren; die Werkmeister gehörten zur schwarzen Linie und waren zünftig zu Affen: Bernhard von Rodt, Genealogien, Bd. III, 1950, Burgerbibliothek Bern, Ms.h.h., Lit. 9.3.

(4) Due mila anni di Vitruvio. Studi e documenti di architettura, n° 8, settembre 1978, Firenze: Edizione della cattedra di composizione architettonica I A di Firenze; Kommissionsverlag Libreria Editrice Fiorentina, 1978, S. 31–32. 

(5) Zuletzt „Währschafft, nuzlich und schön“. Bernische Architekturzeichnungen des 18. Jahrhunderts. Ausstellungskatalog des Bernischen Historischen Museums, hrsg. von Thomas Lörtscher, Bern 1994, bes. Bernard Reymond, „Protestantisme et architecture au XVIIIe siècle, particulièrement en terres bernoises“, S. 17–23, und die Katalogteile „Burgerspital“, S. 98–113, und „Heiliggeistkirche“, S. 231–243.

(6) In der Reihe Guides de monuments suisses: Marcel D. Mueller, Le temple de la Fusterie à Genève, Bâle: Société d’Histoire de l’Art en Suisse, 1976. Zu der in Genf bereits 1732 bezeugten Vorbildlichkeit des Temple von Charenton: Livio Fornara, „Jean Vennes et le Temple de la Fusterie à Genève“, in: Die Hugenotten in der Schweiz/Le refuge hugenot en Suisse, Ausst.-Kat. Lausanne: Musée historique de l’Ancien Évêché, 1985, S. 236–239 (französisch und deutsch).

(7) Georg Germann, Der protestantische Kirchenbau in der Schweiz von der Reformation bis zur Romantik, Zürich: Orell Füssli, 1963, S. 69–70. Über Charenton zuletzt: Zuwanderungsland Deutschland: die Hugenotten. Für das Deutsche Historische Museum hrsg. von Sabine Beneke und Hans Ottomeyer, Wolfratshausen: Minerva, 2005, S. 191, Nr. 1/12 a–b.

(8) Georg Germann, Aux origines du patrimoine bâti, Ollion: Infolio, 2009, S. 244–248.

(9) Im untersuchten Zeitraum brauchten Maler Architekturhintergründe; so hat der Maler Wilhelm Stettler Auszüge aus Architekturtraktaten gemacht und in seinem eigenen Malereitraktat Perspektive und das Kopieren mit Fadengitter beschrieben: Oskar Bätschmann, „Gelehrte Maler in Bern. Joseph Werner (1637–1710) und Wilhelm Stettler (1643–1708)“, in: Im Schatten des Goldenen Zeitalters. Künstler und Auftraggeber im bernischen 17. Jahrhundert, Bd. II: Essays, hrsg. von Georges Herzog, Elisabeth Ryter, Johanna Strübin Rindisbacher und dem Kunstmuseum Bern, Bern: Kunstmuseum Bern, 1995, S. 165–200, bes. S. 172–177. 

(10) Bibliographie im Anhang. 

(11) Der Bundeshausarchitekt Hans Wilhelm Auer (1847–1906), von 1890 bis 1904 Extraordinarius für Architektur und Plastik an der Universität Bern, vermachte seine Sammlung von Fotos und Dokumenten dem Regierungsrat, der sie dem Kunsthistorischen Institut übergab: Hans Christoph von Tavel, „Der Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität Bern von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg“, in: Kunstwissenschaft an Schweizer Hochschulen 1: Die Lehrstühle in Basel, Bern, Freiburg und Zürich von den Anfängen bis 1940, Zürich: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, 1976, S. 33–58 (S. 45). Von Büchern ist nicht die Rede; anderwärts wird nur die Fotosammlung genannt: Harald Kraemer, „Epidiaskope und e-learning: Medien am Ikg“, in: 1905–2005. 100 Jahre Institut für Kunstgeschichte Universität Bern. Festschrift Band 1, Emsdetten/Berlin: Edition Imorde, 2005, S. 89–97 (S. 91).

(12) Arch I 196, ehemals Mathem Lit. A n° 14, 2 Bde. in 1, verschiedene Drucker und Verleger, Paris 1675 ff. Das Werk verdient eine sorgfältige Rekatalogisierung; die 2. Aufl. ist notabene eine Titelauflage.

(13) Erwähnt in Paul Hofer, Spätbarock in Bern. Studien zur Architektursprache des 18. Jahrhunderts, hrsg. von der Denkmalpflege der Stadt Bern, Basel: Wiese, 1992, S. 9, Anm. 2, und S. 91, Anm. 67. Dass es sich um das Schenkungsdatum handelt, zeigt das Donatorenbuch der Burgerbibliothek Bern, Ms.h.h.XII.1, S. 127; es ist das einzige Geschenk von Abaham Dünz II.

(14) Klaus Speich, Die Künstlerfamilie Dünz aus Brugg. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Barockzeit im reformierten Stand Bern, Brugg: Kommissionsverlag Druckerei Effingerhof, 1984, S. 230 („ohne Anstreichungen oder Marginalien“).

(15) Ulrich Schütte, „Der Proportionalzirkel Balthasar Neumanns von 1713“, in: Architekt und Ingenieur, Baumeister in Krieg und Frieden. Ausstellung in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 1984, S. 124–125.

(16) Hans Martin Gubler, Johann Caspar Bagnato (1696–1757) und das Bauwesen des Deutschen Ordens in der Ballei Elsass-Burgund im 18. Jahrhundert. Ein Barockarchitekt im Spannungsfeld von Auftraggeber, Bauorganisation und künstlerischem Anspruch, Sigmaringen: Thorbecke, 1985, S. 421. Zu Naders Bibliothek siehe Anhang I.

(17) Hans Reinhardt (Vorarbeiten von Karl Stehlin), Das Bürgerhaus des Kantons Basel-Stadt, Zweiter Teil (Das Bürgerhaus in der Schweiz, XXII), Zürich; Leipzig: Orell Füssli, 1930, S. XXXII–XXXV. Den Hinweis auf dieses Beispiel verdanke ich PD Dr. Axel Christoph Gampp in Basel.

(18) Pläne der Innenausstattung von Ingenieur de Risse in Huningue. Der planende und den Bau führende Architekt ist einstweilen nicht bekannt.

(19) Zu den verschiedenen Ausgaben, die von 1691 bis 1760 reichen, siehe Bettina Köhler, „Architektur ist die Kunst, gut zu bauen. Charles Augustin D’Avilers Cours d’Architecture qui comprend les Ordres de Vignole (Studien und Texte zur Geschichte der Architekturtheorie, hrsg. von Werner Oechslin), Zürich: gta; Berlin: Gebr. Mann, 1997.

(20) Gubler S. 27, Abb. 17. Erwähnt in Köhler, S. 78 (mit Berufung auf Werner Oechslin).

(21) Siehe Paul Hofer; Luc Mojon, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Bd. V: Die Kirchen der Stadt Bern (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, 58), Basel: Birkhäuser, 1969, Text (Luc Mojon) S. 192, Abb. 93 und 96 auf S. 99 und 101. – Wildtsches Haus: Doris Huggel, Johann Jakob Fechter, 1717–1797. Ingenieur in Basel, Lindenberg im Allgäu: Fink, 2004, S. 132–133 und Anm. 923.

(22) Siehe die nach Architektennamen geordnete Bibliographie im Anhang I. In der Studie über Privatbibliotheken in den Berner Geltstagrödeln des 18. Jahrhunderts wird nur ein einziger Architekt behandelt, der von Bern nach Freiburg geflohene Johannes Paulus Nader: Norbert Furrer, Des Burgers Buch. Stadtberner Privatbibliotheken im 18. Jahrhundert, Zürich: Chronos, 2012, S. 90–91. 

(23) Nur diese sind bei Roth-Lochner und Fornara (1985) aufgelistet und bibliographisch identifiziert, da es ihnen nicht um den Bildungshorizont der Architekten, sondern deren Fachwissen geht. Siehe Anhang I.

(24) Rosaly Coope, Salomon de Brosse and the Development of the Classical Style in French Architecture from 1565 to 1630, London: Zwemmer, 1972, S. 212–213.

(25) Germann 1963, S. 35–39 und 72–73.

(26) Germann 1963, S. 91–92.

(27) Livio Fornara, „Transformations de la cathédrale au XVIIIe siècle“, in: Saint-Pierre, cathédrale de Genève, un monument, une exposition, Genève: Musée Rath, 1982, S. 98, Nr. 133.

(28) Anastazja Winiger-Labuda, „Les projets du portique de Saint-Pierre: présentation des sources (1748–1752), in: Le portique de la cathédrale Saint-Pierre. Un grand chantier à Genève au XVIIIe siècle. Ausstellungsdossier Genève: Maison Tavel, 2003, S. 25–41.Veronique Palfi, „Le portique de la cathédrale Saint-Pierre et le Panthéon“, in: Genava, n. s. LII, 2004, S. 59–82. 

(29) Palfi 2004, S. 72. Sie erwähnt ausserdem als vorhanden eine Palladioausgabe von 1726 und François Blondel in der Ausgabe von 1698.

(30) Centre d’iconographie genevoise, Dossier Saint-Pierre. Fotokopien und Regesten dieser Korrespondenz verdanke ich Carl Magnusson, maître-assistant, Universität Lausanne. Siehe seine ungedruckte Lausanner Doktorarbeit, La décoration intérieure à Genève au XVIIIe siècle. Producteurs, œuvres, discours,2011.

(31) Vevey, 29. Juli 1753.

(32) F. Blondel, Cours, 1674/1698, II. Teil, Kapitel 3.

(33) Genf, 32. Juli 1753, Ziff. 4 und 5.

(34) Palladio nimmt die Tiefe der Kanneluren als Mass für die Dicke des untersten Blattkranzes, setzt also den Kapitellkorb ein wenig zurück, damit die Blätter nicht herausquellen: Andrea Palladio, I Quattro Libri dell’Architettura, Venetia: Domenico de’ Franceschi, 1570, Buch I, S. 42–43

(35) Turin, 13. Januar 1753.

(36) Aus welcher Quelle kommt diese seltsame Zahl?

(37) F. Blondel 1674/1698 nimmt in seinem Überblick über die ältere Literatur diesen Punkt auf: I. Teil, S. 107 und Taf. XVII.

(38) Martin Fröhlich, Semper am Zeichenbrett. Architektur entwerfen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Kantonale Denkmalpflege Zürich, Monographien Denkmalpflege, 5), Zürich und Egg: Fotorotar, 2007. Vollständiges Zitat S. 45; „Entwickeln“ bes. S. 53–55.

(39) Melchior Berri, Architekt des Klassizismus, hrsg. von Dorothee Huber, Doris Huggel und dem Architekturmuseum Basel, Basel: Schwabe, 2001. Dazu meine Rezension „Neue Sicht eines Klassizisten“, in: Neue Zürcher Zeitung, 20.–21. Oktober 2001, Nr. 244, S. 81. Anne Nagel, „Augustinergasse 2 / Martinsgasse 22 – Museum“, in: Die Kunstdenkmäler der Stadt Basel, Bd. VIII: Die Altstadt von Grossbasel, Teil I: Profanbauten (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 109), Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, 2006, S. 282–293. 

Illustrazioni

1
Abb. 1: Die vollständige Abbildungslegende entnehmen Sie bitte weiter unten im Abbildungsnachweis
2
Abb. 2: Bern, Heiliggeistkirche, Projekt von Albrecht Stürler, 1725. © Bern, Burgerbibliothek, Burgerspitalarchiv B P Nr. 3
3
Abb. 3: Genf, Temple de la Fusterie, 1713–1715 von Jean Vennes. Stich von Pierre Escuyer, 1822
4
Abb. 4: Charenton, Hugenottentempel, 1623–1625 von Salomon de Brosse. Stich von Jean Marot, um 1660 (aus dem sog. Grand Marot)
5
Abb. 5: Bern, Heiliggeistkirche, 1726–1729 von Niklaus Schiltknecht, aus Cornelius Gurlitt, Städtebilder, 1903
6
Abb. 6: Vitruvs Basilika von Fano, Illustration zu seiner Beschreibung, aus Perrault, Vitruve,1673, Taf. XL
7
Abb. 7: Die vollständige Abbildungslegende entnehmen Sie bitte weiter unten im Abbildungsnachweis
8
Abb. 8: Die vollständige Abbildungslegende entnehmen Sie bitte weiter unten im Abbildungsnachweis
9
Abb. 9: Titelseite des Cours d’architecture von Antoine Charles D’Aviler, 1691
10
Abb. 10: Die vollständige Abbildungslegende entnehmen Sie bitte weiter unten im Abbildungsnachweis
11
Abb. 11: Muster für Portale, D’Aviler, Cours d’architecture, 1691, Bd. 1, Taf. 44A
12
Abb. 12: Basel, Markgräflicher Hof, 1698–1705, Kutschenportal, Aufnahme 2011 © Foto Axel Christoph Gampp, Basel
13
Abb. 13: Genf, Kathedrale Saint-Pierre, Vorhalle von Benedetto Alfieri, 1752–1756. Aufnahme um 1960 © Foto Boissonnas, Genève
14
Abb. 14: Die vollständige Abbildungslegende entnehmen Sie bitte weiter unten im Abbildungsnachweis
15
Abb. 15: Die vollständige Abbildungslegende entnehmen Sie bitte weiter unten im Abbildungsnachweis
16
Abb. 16: Die vollständige Abbildungslegende entnehmen Sie bitte weiter unten im Abbildungsnachweis